Katastrophenschutzübung in der grube fortuna

Am Samstag den 12.11.2016 fand eine großangelegte Rettungsübung des Katastrophenschutzes Lahn-Dill in der Grube Fortuna statt. Neben Rettungskräften des DRK, des Malteser Hilfsdienstes, den Feuerwehren der Städte Aßlar, Solms, Sinn und Bischoffen-Niederweidbach, waren auch 21 Männer und Frauen unserer Fachgruppe Höhlenrettung im Einsatz. Insgesamt waren etwa 170 Helfer vor Ort. 

Bei dem angenommen Szenario handelte es sich um ein so genanntes „Worst Case“- Szenario: Eine Besuchergruppe mit 15 Personen wurde in der Grube eingeschlossen. Der Fahrkorb, über den die Besuchergruppen normalerweise in das Bergwerk ein- und wieder ausfahren, funktionierte, trotz vierfach Absicherung, nicht mehr. Zu allem Überfluss hatte sich außerdem noch eine Person auf dem Weg zum Notausstieg schwer verletzt. 

Bei dem Notausstieg handelt es sich um einen Rettungsschacht, das sogenannte Wetterüberhauen, der ca. 108 Meter senkrecht nach oben führt und mitten in einem Waldgebiet ans Tageslicht kommt. Dieser Schacht ist mit insgesamt 19, teilweise fast senkrecht verlaufenden, Leitern und dazugehörigen Podesten ausgebaut.

Während unsere Höhlenrettung sich auf der Anfahrt zum Sammelplatz (Solms-Oberbiel) befand, machten sich die ersten Kameraden der örtlichen Feuerwehren, sowie ein Team mit Kräften des Rettungsdienstes bereits auf den Weg zu den Eingeschlossenen. 

Gegen 10:15 Uhr fuhr dann auch das erste Team unserer Fachgruppe in das Bergwerk ein. Mit dabei waren auch Höhlenrettungsmitglieder mit medizinischer Ausbildung (1 Arzt und zwei Rettungsassistent).

Nachdem die 108 Meter nach unten geschafft waren, konnten bereits die unverletzten Besucher in Empfang genommen werden. Diese wurden dann von den Feuerwehrkameraden nacheinander nach oben gebracht und weiter betreut. 

Da der Schacht der einzige Zugang zur Grube darstellte und die Podeste und Leitern nur mit einer festgelegten Anzahl an Personen belastet werden können, kam es gelegentlich zu kleinere Staus im Schacht. Schließlich musste auch das gesamte Material von den Helfern über diesen Schacht nach unten gebracht werden.

Für das erstes Team unserer Fachgruppe ging es jedoch ohne Unterbrechungen weiter zum Schwerverletzten, der einige hundert Meter weiter im Stollen versorgt werden musste. Der Verletzte wurde dann zunächst vor Ort weiter stabilisiert und auf den Transport vorbereitet. Insbesondere die Kameraden, die keine medizinischen Ausbildungen haben, waren bei der Versorgung durch unsere Helfer und die RTW Besatzung beeindruckt. Denn schnell war fast vergessen, dass es sich bei unserem Verletzten nur um eine Puppe handelte. Es wurden Infusionen gelegt, Schienen angebracht und medizinische Fachbegriffe und Werte genannt. Auch die Zusammenarbeit zwischen den anwesenden Rettern, die sich teilweise wenige Minuten vorher noch gar nicht kannten, lief als hätte man die Situation vor Ort bereits hundertfach geprobt. 

Bei dem Transport zum Notschacht mussten dann wieder alle mit anpacken, denn der Patient musste auf einem Rettungsbrett zu Fuß zum Notschacht gebracht werden. Dort wurde der Verletzte dann zunächst unter Tage weiter betreut und in einer Spezialtrage der Höhlenrettung für den Transport nach oben vorbereitet. 

Parallel dazu sorgte ein weiteres Team der Höhlenrettung für eine zuverlässige Sprechverbindung in die Grube. Denn die eingesetzten Funkgeräte der Feuerwehren reichten zwar, dank entsprechender Verstärker, bis zum unteren Ende des Schachtes aber nicht weiter in den Stollen hinein. Außerdem kam es immer wieder zu kleineren Aussetzern. Unser Team verlegte deshalb in Rekordzeit mehrere Hundertmeter Kabel inkl. sogenannter Heulruftelefone. 

Auch über Tage wurde nicht gefaulenzt. Gerettete und ihre Angehörigen wurden betreut. Im Einsatzleitwagen der Feuerwehr Sinn sorgte die Einsatzleitung für einen koordinierten Ablauf. Beheizte Versorgungszelte wurden aufgebaut. Material musste ausgegeben und vorbereitet werden. Es wurde penibel dokumentiert wer zu welchem Zeitpunkt die Grube betrat und wieder verlies und nebenbei wurden auch noch Vertreter der Presse betreut. Rund um also eine organisatorische Meisterleistung der eingesetzten Feuerwehren und Rettungskräfte.

Als der letzte unverletzte Besucher dann den Weg nach oben geschafft hatte, ging es auch für das dritte Team der Höhlenrettung so richtig los. Denn der bewusstlose und am Bein verletzte Patient sollte mittels Flaschenzügen nach oben gebracht werden. Dabei wurden die Retter unserer 2013 gegründeten Truppe ordentlich gefordert. Denn die Plattformen und Leitern versperrten den Weg, so dass die Trage nicht einfach senkrecht nach oben gezogen, werden konnte. Doch schnell zeigte sich, dass die Trainings der vergangenen Monate nicht umsonst waren. Denn ohne größere Probleme wurden die Seile, Flaschenzüge, Bandschlingen usw. im Schacht angebracht. 

In dieser Zeit hatten die etwa 20 Rettungskräfte im Bergwerk erst einmal Zwangspause. Diese wurde jedoch mit Brötchen, Schokolade und interessanten Gesprächen zwischen Feuerwehrleuten, Rettungsdienstlern, Höhlenrettern und Grubenführern überbrückt und ganz nebenbei wurde natürlich auch unser Patient weiter versorgt.

Gegen 14:00 Uhr konnte dann der komplizierte Transport nach oben beginnen. Dieser nahm nochmal etwa 2 Stunden in Anspruch. Gegen 16:30 Uhr waren dann auch alle Retter wieder am Tageslicht. Nach einer Stärkung in einem der Versorgungszelte ging es dann zurück in die Heimat.

Insgesamt lief diese Übung, aus Sicht der Höhlenretter, sehr geordnet, ruhig und professionell ab. Die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Organisationen verlief vorbildlich und alle waren mit dem nötigen ernst und auch Spaß bei der Sache. Diese Übung zeigte uns einmal mehr, dass unsere Fachgruppe immer weiter aus den Kinderschuhen herauswächst. Nicht zuletzt durch die Kombination aus unterschiedlichsten persönlichen Qualifikationen, wie beruflichen Ausbildungen, und vielen Trainings, hat Breitscheid inzwischen eine schlagfertige Truppe die auch außerhalb der Gemeindegrenzen bekannt und gefragt ist.